Kunst im kirchlichen Raum

"Jacques Gassmann, Apokalypse", das Buch


Autoren: Carsten Ahrens, Hans Werner Dannomski, Eduard Lohse

Edition Braus, Heidelberg
ISBN 3-89466-025-2



Jacques Gassmann 1991

Jacques Gassmann hat sich in einem Jahr intensiv mit einem der zugleich
faszinierendsten und bedrohlichsten Bücher der Bibel beschäftigt: der Offenbarung des Johannes. Entstanden ist ein Zyklus von 32 Tafeln, in dem sich die zeitgenössische Erfahrung unserer bedrohten und zerbrechlichen Welt mit der archaischen Symbolik verbindet. Es gelingt dem Künstler das Fremde des Textes ganz neu nahe zu bringen, ohne es uns in einer billigen Weise anzugleichen. Wer sich religiöser Erfahrung nicht verschließt, dem können sich anhand dieser Tafeln neue Einsichten auftun.

Das Verhältnis von Kunst und Religion lebt von gegenseitiger Faszination, aber auch von ebensolcher Abgrenzung und Distanz. Die Faszination besteht darin, daß sich hier Ebenen der Wahrnehmung auftun, die nicht alltäglich sind. Beide leben von dem »anderen«, dem Fest, der Vision, der Offenbarung. Gerade hierin sind sie aber auch Konkurrenten in der Deutung der Wirklichkeit und grenzen sich ab. Beide verändern den Menschen: sie setzen ihn neuer Aufmerksamkeit und Anspannung aus, versammeln ihn mit allen seinen Sinnen - und machen ihn zugleich entspannter und gelöster. Die Notwendigkeit der unmittelbaren Lebensbewältigung wird suspendiert — nicht um den Menschen der Wirklichkeit zu entziehen, vielmehr um ihn in ihr besser zu gründen.

Spannungsvoll ist auch die Beziehung von Kirche und Kunst. War die Kunst früher auf die Kirche weitgehend
angewiesen und Aufträge an Künstlerunproblematisch, so steht heute solche Auftragskunst schnell in dem Verdacht,
lediglich amtskirchliche Vorgaben transportieren zu wollen und damit die über Jahrhunderte mühsam erkämpfte Autonomie
der Kunst zu gefährden. In der Kunst selbst versagt man sich immer mehr der Darstellung umgreifender religiöser
Konzeptionen. Im Vordergrund stehen Einzelheiten, Fragmente, Bruchstücke der Tradition. Gerade sie jedoch verweisen
auf das Ganze. Die Ausdifferenzierung unserer Lebenswelt trennt auch die Bereiche Religion und Kunst. Eine Begegnung
kann nur im gegenseitigen Respekt und der Anerkennung der Andersartigkeit des Anderen bestehen.

Im vorliegenden Werk Jacques Gassmanns wird solch eine Begegnung zwischen Religion und Kunst vollzogen. Der Weg eines Stipendiums einer von der Ev.-Luth. Landeskirche Hannovers gegründeten Stiftung lieferte den notwendigen materiellen Hintergrund für dieses große Unternehmen. Hier wird in freier selbstverantwortlicher Gestaltung nicht nur Tradition zitiert, sondern ein wesentliches Stück des christlichen Glaubens in seiner Gänze in den Diskurs unserer Zeit eingebracht. Wir danken dem Künstler für seine Arbeit und hoffen mit ihm auf starke Resonanz nicht nur in der professionellen Kritik, sondern auch bei all denen, denen das Schicksal des christlichen Glaubens in der Moderne nicht gleichgültig ist.

Hanns-Lilje-Stiftung     Kirchenvorstand        Kunstreferent der
Hannover                   St. Marien, Lübeck     Diözese Würzburg
Dr. G. Wegner            Werner Bald              Dr. Jürgen Lenssen
Sekretär                     Vorsitzender             Domkapitular


Zu den "Apokalypse" - Bildern

 
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