Kunst im kirchlichen Raum

Viriditas


Oldenburg, 1998 -aus einer Rede für die Vernissage in der St. Lamberti-Kirche-

Die Bilder, Bestandsaufnahme Dreizehn Kräuterbilder und vier Anatomiebilder von 65 x 35 cm hängen in der Kapelle. Technik: Ogrody auf Leinwand mit grünen Tinten, teilweise gespritzt auf den Malgrund gebracht. Und dann diese grünen Bilder, Ogrody. Seit 1993 sind sie ein Patent des Künstlers, eingetragen seit dem Juli 1998, Grüne, schwarze und weiße Tuschen auf Leinwand. Die Farbe wird nur in homöopathischen Dosen verwendet, sagt Gassmann, und nur zu besonderen Zeiten.

Eine Annäherung Aus dem schöpferischen Urgrund der VIRIDITAS, der "grünenden Schöpferkraft Gottes³ im Sinne von Hildegard von Bingen und eins mit ihr, entstehen diese Bilder. Da stehen verteilt um Kapellenpfeiler dreizehn Kräuterbilder und vier Anatomiebilder. Die Leinwände sind auf Kästen gezogen, circa 65 x 35 cm groß und es sind keine Lautsprecherboxen! Grüne Figurationen sind zu erkennen auf schwarz-grüner Leinwand. Frauenmantel und Farn, Johanniskraut und Kornblume, Rosmarin, Aloe und Klettenlabkraut sind allesamt Heilkräuter. Hier nach Hildegard von Bingen aufgelistet und in Bezug gebracht zur Therapie am Menschen.

Jacques Gassmann schlägt hier mit dieser Installation die Brücke zwischen Passion Christi und der ganzheitlichen Weltansicht Hildegards von Bingen, der Ärztin, Heilerin, Naturwissenschaftlerin und begnadeten Visionärin und wenn man so will dazu eine weitschauende, kritische Europa- und Kirchenpolitikerin. Die Installation der Kräuterbilder versteht Jacques Gassmann als VIRIDITAS. Über diese VIRIDITAS, einen Kerngedanken im Werk Hildegards von Bingen, begreife ich den Christus anders und richtig. Ich begreife auch die Technik Ogrody und das Wort Ogrody richtig. Ogrody heißt Garten auf Polnisch im Singular wie im Plural. Gassmann hat diesen Begriff für sich als Technik requiriert und zum Sonderprogramm gestaltet. Wie weit der Begriff Garten zu spannen ist, mag man im Sakralen und im Profanen horizontal und vertikal gleichermaßen begreifen.

Die Kräuter sind hier nicht im Zweckmäßigen zu verstehen, sondern vielmehr in ihrer reinen Existenz, in ihrem Dasein innerhalb der Schöpfung Gottes. Gleichwohl sind sie Heilpflanzen. So bezogen auf die anatomischen Bilder wird ihre Funktion evident. Gassmann arbeitet hier im Sinne der Geistigkeit Hildegards von Bingen. Grün heißt Leben und ist die älteste Symbolfarbe, nicht nur im kirchlichen Kontext. Ich begreife über das Medium die Farbe und über diese dezidierte maltechnische Vorgehensweise, den werkkünstlerischen Prozess, die Aussage.

Prof. Dr. Melanie Luck- von Claparede, Oldenburg, 1998

 
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